Ein Leben ohne Plastik

Plastikfasten für Einsteiger

In wenigen Tagen ist der Höhepunkt des Faschings, ein Fest der Freude, der Narren und des Haltlosen. Mit aufwendigen Kostümen verkleidet springen die Menschen durch die Gegend und feiern mit Pauken und Trompeten den Abschluss der Faschingszeit.

Auf diese ausgelassene Zeit folgt die Fastenzeit als Vorbereitung auf das Osterfest. Doch was fastet man als Vegetarier und warum überhaupt fasten?

Ich esse schon seit meiner Kindheit kein Fleisch und keinen Fisch. Dank einer fürsorglichen Mama, die sich den Kopf zerbrochen hat wie sie ihre Tochter ausgewogen, gesund und regional ernährt, habe ich keine Mangelerscheinungen. Warum also schon wieder auf etwas verzichten, wenn ich doch das ganze Jahr über „faste“? Um etwas auszuprobieren, um mich und mein Umfeld anders kennenzulernen.

Unser Projekt „SDG 17 – Mach mit! Schau, Das Geht!“ hat mich ermutigt, die Fastenzeit über ohne Plastikkonsum auszukommen – als Selbsttest und um Ziel 13, 14 und 15 positiv zu beeinflussen.

Gemeinsam können wir die Welt verändern! Die Menschen, unser Planet, der Wohlstand, Friede und Partnerschaften, das sind die Kernbotschaften, an demem sie die 17 Ziele für nachhaltige entwicklung orientieren.
Gemeinsam können wir die Welt verändern – gemeinsam an den 17 SDG arbeiten

Fastenzeit ohne Plastikkonsum

In einem Haushalt Plastik wegzulassen funktioniert nur, wenn sich der gesamte Haushalt daran beteiligt. Also wurde auch mein Partner überzeugt, dass wir dieses Experiment gemeinsam versuchen.

Vor dem Beginn der Fastenzeit haben wir uns ein paar Gedanken gemacht, was sich wohl ändern wird, wenn wir kein Plastik konsumieren. Die ersten Antworten waren etwas negativ gehalten – man dürfe dies nicht mehr kaufen und jenes kostet ohne Plastikverpackung einfach viel zu viel, das ist einfach nicht leistbar…

Gibt man „Leben ohne Plastik“ bei Google ein, so findet man zahlreiche Einträge und Erfahrungsberichte. Wir haben uns Dokumentationen angeschaut über die

14. Ziel: Leben unter dem Wasser
14. Ziel: Leben unter dem Wasser

Zerstörung unserer Meere durch Plastikmüll und Mikroplastik.

 

Einen Bericht über eine Familie, die für vier Monate vollkommen ohne Plastik leben möchte und ihr Experiment damit startet, dass jegliches Plastik aus dem Haushalt entfernt wird.  Neben Spielzeug, Tupperwaredosen und anderen Küchenutensilien, finden auch Hygieneartikel, Zahnbürsten, Deos und Kleidungsstücke ihren Weg aus dem Haushalt für den Zeitraum des Experiments. Ist Ihnen bewusst, in welchen Produkten, die wir täglich verwenden Plastik enthalten ist?

Hier finden Sie den Link zu einer Reportage über eine Familie in der Steiermark, die ohne Plastik lebt: https://www.youtube.com/watch?v=kWVWJLtYhsY

In diesem Artikel finden Sie einen guten Überblick, wo wir in unserem Alltag bewusst oder unbewusst Plastik verwenden: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/plastik-134.html

Unser Ziel

Unser Ziel war es, Plastik in der Fastenzeit zu vermeiden.

15. Ziel: Leben an Land
15. Ziel: Leben an Land

Das meiste Plastik, das wir konsumieren kommt von Lebensmitteln – Aufstriche, Käse, leider auch das Biogemüse, dass wir in den Supermärkten kaufen. Dieses Plastik zu reduzieren beziehungsweise wegzulassen war relativ gut zu bewältigen. Gemüse und Obst haben wir nur mehr am Markt gekauft oder wenn es im Supermarkt offenes Gemüse oder Obst gab. Relativ einfach aus dem Grund, dass die Bauernmärkte meist nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sind, also bedarf es zumindest etwas Planung, wann man einkaufen geht.

Bei den Milchprodukten wurde es schon etwas kniffliger. Unverpackten Käse gibt es nur in kleineren Käsefachgeschäften und am Bauernmarkt ausschließlich samstags. Der Käse ist preislich teurer als aus dem Supermarktregal, geschmacklich ist er aber nicht vergleichbar!

Drei braun-weiß gefleckte Pinzagauer Kühe grasen um einen Brunnen herum.
Pinzgauer Kühe grasen um einen Brunnen herum.

Für mich kommt noch hinzu, dass ich lieber Käse von einem kleinen Bauern kaufe, wo ich mir erhoffe, dass die Milchprouzentinnen und ihre Kälber gut behandelt und artgerecht ernährt und gehalten werden. Ob dem so ist, verrät mir in geringem Maße ein Zertifikat, viel aussagekräftiger wäre es sich selbst ein Bild zu machen.

Aufstriche im Glas findet man bei DM, in Bio-Supermärkten und vereinzelt auch in anderen Geschäften.  Frische Milch im Glas haben wir samstags am Bauernmarkt entdeckt und in einem verpackungsfreien Geschäft in Graz. Im Das Gramm gibt es qualitativ hochwertige Lebensmittel, in bio-Qualität und vorwiegend aus der Region, unverpackte Hygieneartikel und vieles mehr!

Somit war das Gramm auch unsere Anlaufstelle auf der Suche nach unverpackten Haferflocken und Nüssen. Wir wurden fündig, doch in diesem Fall waren wir etwas schockiert über den Preis von Haferflocken und Nussmischung. Für mein Frühstücksmüsli kaufen ich normal immer das Bio-Studentenfutter im Supermarkt, das auch schon einen stattlichen Preis hat, jedoch bin ich der Meinung, dass sowohl die Nüsse, als auch die Rosinen um einiges besser schmecken! unverpackte Nüsse haben wir noch in Türkischen Lebensmittelgeschäften gefunden und bei Das Natureck, am Kaiser-Josef-Platz. Leider mussten wir feststellen, dass man für den Einkauf am besten selbst eine Verpackung mitnimmt, denn sonst geht man wieder mit einem Plastiksackerl nachhause.
Ich habe mir bisher noch nicht viele Gedanken gemacht, woher der Hafer kommt oder warum dieser im Vergleich zu anderen Getreidearten so teuer ist. Zentrum der Gesundheit erklärt in diesem Artikel warum Hafer so gesund und wertvoll ist.

Fazit bei der Vermeidung von Plastik im Lebensmittelbereich

Mit etwas Planung ist es gut möglich Plastik beim Kauf von Lebensmitteln weitestgehend zu vermeiden.

12. Ziel: veratnwortungsvoller Konsum
12. Ziel: veratnwortungsvoller Konsum

Bei gewissen Produkten ist ein Preisunterschied nicht abzustreiten und man muss selbst abwägen, ob man auf dieses Produkt verzichtet, den Verzehr reduziert und zum teureren Produkt greift oder hier eine Ausnahme macht.
Nach der ersten Wochen war unser Plastikmüll immer noch leer, doch leider füllte sich der Glasmüll schneller als üblich. Was uns nachdenklich stimmte… doch dazu später!

Zurück zum Plastikfasten und Hygieneartikel.
Tatsächlich war es so, dass wir während der Fastenzeit keine Hygieneartikel kaufen mussten, da wir grundsätzlich versuchen sparsam mit allen Produkten umzugehen. Bei Kosmetikprodukten beziehe ich selbst immer mehr Produkte von Ringana. Neben der Naturkosmetik, frischer Herstellung und Produktion nur auf Bestellung, gibt es sogar eine Recyclingaktion. Hier wird der Kunde für das Zurücksenden der leeren Produktflaschen mit gratis Produkt belohnt.

13. Ziel: Maßnahmen zum Klimaschutz
13. Ziel: Maßnahmen zum Klimaschutz

Bei Bedarf an Hygieneprodukte wie Zahnbürsten, Zahnpasta, alles für die Körperhygiene wäre unser Ziel wohl wieder das Gramm mit einem Sortiment für Zahn- und Körperhygiene, Monatshygiene für Frauen, Kondome und weiteren plastikfreien Produkten gewesen! Apropos Monatshygiene plastikfrei – nicht nur, dass mit jedem Tampon Plastik im Müll landet, er landet teilweise auch in unseren Körper. Doch zum Glück haben sich bereits viele Frauen und Männer Gedanken über nachhaltige und gesunde Frauenhygiene gemacht! Viele Informationen zu diesem Thema findet ihr bei der Erdbeerwoche. Menstruationstassen und chemiefreie Bio-Tampons gibt es zum Beispiel auch beim s`Kraftplatzerl in Lieboch!

Taschentücher haben wir für zu Hause in der Kosmetikbox aus Papier gekauft. Toilettenpapier ohne Plastik zu finden ist nicht einfach, doch wir haben einen Bericht gefunden, bei dem sich eine Frau ganz dem Leben ohne Plastik verschrieben hat und nun Toilettenpapier in Jahresbedarfsmenge von Großhändlern bezieht, die in einem großen Karton geliefert werden.

Plastik in Zusammenhang mit Textilien finde ich ebenfalls ein sehr wichtiges Thema. Bei der Kleidung auf die Produktionsschritte, Rohstoffe und -erzeugung zu achten ist nicht nur für die Menschen wichtig, die unsere Kleidungsstücke produzieren. Genauso wichtig ist es für uns, bei den Produkten genauer hinzuschauen, woraus sie geschneidert werden, also auch, wie viel Plastikteilchen in Kleidungsstücken enthalten sind, denn kaum etwas ist uns tagtäglich näher als unsere Kleidung!

Unsere Abschlussgedanken nach dem Plastikfasten

Großes Thema für uns: Plastik oder Glas? Welche Verpackung macht mehr Sinn? Plastik wird nicht kaputt, dadurch aber auch nicht abbaubar, sondern zerfällt in immer kleinere Teilchen (Mikroplastik). Es ist leicht und spart dadurch bei langen Transportwegen CO2 durch den geringeren Treibstoffverbrauch. Glas hingegen, ist schwerer und kann leicht in Brüche gehen. Auf der anderen Seite, kann aus Glas wieder Glas hergestellt werden. Durch das Flaschenpfand finden Glasflaschen schnell wieder den Weg zur Wiederverwendung. Ein sehr wichtiger Punkt pro Glas ist, dass es keine schädlichen Weichmacher (z.B: BPA) und andere Stoffe enthält, die sich aus der Verpackung lösen und so den Weg in Lebensmittel und Hygieneartikel finden.

Ein sehr schwieriges Thema! Unter diesem Link findet ihr eine spannende und informative Unterhaltung in einem Forum zum Thema Plastik vs. Glas: https://utopia.de/0/gutefragen/fragen/glas-vs-plastik-umwelt-energiebillanz

Weitere Links zu diesem Thema aus dem Forum:

Für mich war die Zeit des Plastikfastens sehr lehrreich, denn man überlegt zweimal, was man einkauft und greift nicht schnell mal zum Monatsangebot, das einen gerade in diesem Moment anlacht. Für mich hatte das zur Auswirkung, dass das Einkaufen langsamer wurde. Schnell noch reinspringen und etwas mitnehmen blieb meist erfolglos. Eine Jause, gab es dafür häufiger beim Bäcker, wenn ich zu Hause keine Zeit hatte etwas vorzubereiten.

Unser Experiment hat unser Kaufverhalten noch bewusster gemacht. Die noch etwas unscharf beantwortete Frage ob Glas oder Plastik, würde ich heute mit so regional wie möglich aus dem Glas oder im mitgebrachten Leinensäcke formulieren. Nicht Glas oder Plastik ist die entscheidende Frage – möglichst verpackungsfrei oder wiederverwendbar, möglichst kurze Transportwege und möglichst transparent gestaltete Inhaltsstoffe ohne Chemikalien.

Klingt nach viel Verzicht!? Ich bin der Meinung es klingt nach mehr Bewusstheit für uns, unsere Familie, unsere Gesundheit und unsere Welt. People, Planet, Prosperity, Peace and Partnership – die fünf P der SDG 17, denn: Wir ernten was wir säen. Du bist, was du isst. Es gibt noch viele weitere Redewendungen und bauernschlaue Sprüche – fragen Sie bei Ihrem nächsten Einkauf doch einfach den Bauern Ihres Vertrauens!

Weitere Links zum Thema: