Die Kraft der Sonne für die Mobilität der Zukunft

Am 20. September zeigten wir im Technischen Eisenbahn Museum Lieboch, dem TEML, den Film „Solartaxi – um die Welt mit der Kraft der Sonne“ und luden zum Diskurs über die Mobilität der Zukunft.

Einfluss der Mobilität auf das Klima

Mobilität der Zukunft ist ein wichtiges Thema.  Der WWF berichtet aus dem UN-Weltklimabericht 2007, dass der Verkehr zu 14% der globalen Treibhausgasemissionen beiträgt. Für Österreich wird der Klimaschutzbericht 2012 des Umweltbundesamtes zitiert: 27% der österreichischen Treibhausgasemissionen sind auf den Verkehr zurückzuführen und im Gegensatz zu den anderen Sektoren, haben diese seit 1990 um 54% zugenommen.

Solartaxi – eine Energie, eine Botschaft

Ein Mann reist mit seinem selbstkonstruierten Solartaxi um die Welt. Welche Botschaft steckt in diesem Film? EINER allein kann mit EINER Antriebskraft allein eine Botschaft um die Welt tragen und verbreiten?

Einladung zum Filmabend in der Mobilitätswoche: SOLARTAXI - um die Welt mit der Kraft der Sonne
Einladung zum Filmabend in der Mobilitätswoche: SOLARTAXI – um die Welt mit der Kraft der Sonne

Ich war gespannt, ob diese Botschaft wohl vermittelt werden würde  – und wurde überrascht. Die Botschaft, dass die durch die Sonne direkt zur Verfügung gestellte Energie enorm ist, kam eindrucksvoll an.

Viel eindrucksvoller waren jedoch die Erkenntnisse, die im Laufe des Films gewonnen werden konnten.

Allein am Anfang – gemeinsam am Ziel

Luis Palmer hatte die Idee ein solarbetriebenes Auto zu bauen und die Botschaft von der Kraft der Sonne als Antriebsmittel für Fahrzeuge um die Welt zu tragen. Doch der ehemalige Lehrer baute es nicht alleine, er gab es auch nicht in Auftrag, sondern motivierte Menschen an der Uni und in Handwerksbetrieben, mit ihm zu denken zu planen und zu bauen. So entstand nicht nur sein „Traumauto“, sondern er und seine MitstreiterInnen können die Erfahrung in die Zukunft mitnehmen, dass einzelne Menschen viel erreichen können, wenn sie gemeinsam mit anderen an einer Sache arbeiten.

Luis Palmer absolvierte auch die Reise nicht allein, sondern mit Co-Pilot und Team. Sein Auto, das Solartaxi, lud, dem Namen entsprechend,  zum Mitfahren, Mitdiskutieren, Mitdenken und Miterlebenein ein .

Eines erklärte Luis Palmer, vielleicht zur Überraschung einiger Zuschauer, noch vor dem Start seiner großen Reise. Mit der Kraft der Sonne alleine ist er nicht gefahren. Er benötigte schon eine zweite Energiequelle. Das, so meint er, liegt aber nicht an der mangelnden Kraft der Sonne, sondern daran, dass wir diese Kraft noch nicht in einem Format speichern und umwandeln können, wie dies für die Reise in einem PKW, zu diesem Zeitpunkt und für diese Strecke, notwendig gewesen wäre

Kraft der Sonne – mehr als eine Alternative

Filmabend Solartaxi im TEML
Filmabend Solartaxi im TEML

Die Eindrücke aus dem Film und die sehr anschaulichen Gedanken von Dr. Michael Koncar zu den Themen Energie aus erneuerbaren Quellen und nicht zuletzt auch aus Abfallprodukten, wie z.B. Altspeiseöl, Fetten und Schmiermittel, führten zu einem regen und sehr wissensreichen Diskurs zwischen allen Gästen. Viele Für und Wider der einzelnen, erneuerbaren Energieträger wurden ausgetauscht, unter anderem auch die Frage des Flächenverbrauchs von nachwachsenden Rohstoffen zu Lasten der Lebensmittelproduktion und das andauernde Problem der Speichermöglichkeiten von Energie.

Im Zuge der Diskussion um Sonnenenergie, erneuerbare und nicht erneuerbare Energie, Energie aus Abfallprodukten oder den Entwicklungsstand von Energieträgern wie Wasserstoff, sagte Herr Koncar einen ganz selbstverständlichen Satz: „Eigentlich sind doch alle Energieressourcen über die wir diskutieren aus der Sonne entstanden…“. Zumindest bei mir löste sich damit ein Knoten in der abgespeicherten Informations- und Meinungsfülle und erleichterte das Weiterdenken.

  • Wenn wir darüber nachdenken „Was“ uns in Zukunft fortbewegen wird, geht es nicht darum eine (neue) Masterressource zu definieren, sondern es geht darum, ausgehend von der ursprünglichen Energiequelle „Sonne“ diese selbst und die durch Sonne bereit gestellten Energiequellen je nach den lokalen/regionalen Gegebenheiten, den Gewinnungskosten und-risiken und den Umweltauswirkungen in der Verwendung, einzusetzen. Noch fehlende Möglichkeiten frei verfügbaren Energieressourcen  zu speichern, um sie bedarfsgemäß nutzen zu können, müssen gefunden werden.

Mobilität der Zukunft – vielfältig und gemeinsam

Zu Fuß oder motorisiert -Was ist die Mobilität der Zukunft?
Fuß- und Reifenspur

 

Schließlich waren sich alle einig, dass, wenn wir den negativen Einfluss des Verkehrs auf unser Klima minimieren wollen, der Umstieg auf solarbetriebene oder umweltfreundlich angetriebene Autos nicht ausreicht. Wir müssen unser Mobilitätsverhalten generell ändern.

Schritte in eine neue Richtung:

  • Reduktion des motorisierten Individualverkehrs durch Verkürzung der Wege, z.B. durch vermehrte Nutzung vorhandener Angebote, wodurch auch neue Angebote entstehen können. Einkaufs-, Dienstleistungs-, Arbeits- und Freizeitwege werden kürzer und können in den meisten Fällen zu Fuß oder mit dem Fahrrad erfolgen.
  • Insbesondere für weitere Wege ist die Kombination der Verkehrsmittel empfehlenswert. Für uns in Lieboch heißt das zum Beispiel, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Bahnhof und weiter mit der Bahn. Die GKB ermöglicht auch die Fahrradmitnahme, damit der Weg ab Ankunftsbahnhof wieder mit dem Fahrrad fortgesetzt werden kann. Andere Möglichkeiten sind der Umstieg auf ein weiterführendes öffentliches Verkehrsmittel, ein Leihfahrrad oder ein Carsharing-Auto.
  • Ressourcenteilung, die Bereitschaft etwas gemeinsam zu nutzen, ist ein wesentlicher Beitrag für nachhaltige Entwicklung. Im Bereich Mobilität ist, neben dem privaten Autoteilen in- und außerhalb der Familie, vor allem das altbewährte Modell des „Mitfahrens“ entweder individuell organisiert oder über Mitfahrbörsen, wieder im Aufwind.

Als Favorit für die überregionale Mobilität wurde eindeutig die Bahn genannt, nicht nur weil wir bei den Eisenbahnfreunden zu Gast waren 😉. Allerdings mit etwas Wehmut und einem klaren Wunsch an die verantwortlichen Entscheidungsträger. Die meisten TeilnehmerInnen konnten sich noch erinnern, dass Kosten und Dauer einer überregionalen Reise mit Auto oder Bahn ungefähr gleich hoch waren. Heute sind die Kosten für eine Autofahrt, sogar wenn nur eine Person im Auto sitzt, meist geringer als die Kosten eines Zugtickets. Dazu kommt, dass die Reisedauer in viele Regionen (z.B. Westösterreich) mit der Bahn viel länger ist. Ein Umstieg, z.B. für berufliche Fahrten, erfordert eine Verbesserung der Effizienz und Preisstruktur! Damit in Verbindung steht, zumindest im europäischen Reiseverkehr, auch der mögliche Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn. Da ja bereits solarbetriebene Flugzeuge im (Test-)betrieb sind, welche Argumente kann die Bahn im Fernverkehr dem Fliegen entgegensetzen?

Schlüssel zu den SDG – was in Kopf und Herz geblieben ist

Der Diskurs, das hin- und her gehende Gespräch zum Thema Mobilität wurde auch beim kleinen, regionalen Buffet noch intensiv fortgeführt.

Unabhängig vom Thema Mobilität haben sich einige „Kernempfehlungen“ bei uns eingeprägt. Diese sind möglicherweise wesentliche Schlüssel zur Umsetzung der nachhaltigen Ziele.

  • Suchen wir nach lokal/regional bestmöglichen Lösungskombinationen und nicht nach DER (vermutlich kaum erreichbaren) idealen, globalen Lösung.
  • Nutzen wir die lokal/regional frei verfügbaren natürlichen Ressourcen und recyclen wir unseren „Abfall“ zu neuen Wertstoffen zuerst.
  • Seien wir bereit zu teilen! Gemeinsam nutzen bringt Nutzen für viele und die Menschen einander näher.

Relevante SDG – welche Ziele zum Thema wir möglicherweise bewegt haben

9. Ziel für eine nachhaltige Entwicklung: Innovation und Infrastruktur verbessern
9. Ziel: Innovation und Infrastruktur verbessern

Innovative Ideen für die Gestaltung von Antriebssystemen und neue, kombinierte Lösungen für Verkehrswege unterstützen nicht nur Ziel 9 (Innovation und Infrastruktur) der SDG 17, sondern fördern auch die Ziele 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden),

11. Ziel für nachhaltige Entwicklung: Städte und Gemeinden nach nachhaltigen Konzepten, in Anbetracht der regionalen Möglichkeiten, entwicklen.
11. Ziel: nachhaltige Städte und Gemeinden

13 (Maßnahmen zum Umweltschutz) und 15 (Leben an Land).

Dieser Abend hat auch uns bewegt und viel gelehrt und wir hoffen, dass auch unsere Gäste viele Gedanken und

13. Ziel: Maßnahmen zum Klimaschutz
13. Ziel: Maßnahmen zum Klimaschutz

Anregungen mitnehmen konnten und weitergeben werden.

Danke an alle TeilnehmerInnen für ihr Dabeisein, ihre Ideen und Gedanken.

Weitere Informationen zu den nachhaltigen

15. Ziel: Leben an Land
15. Ziel: Leben an Land

Entwicklungszielen finden Sie auf unserer Projekt-Webseite und auf unserer Facebook- Projektseite.

 

SDG17 – Schau das geht! Komm, mach mit

Wir freuen uns, wenn Sie alle, die Gäste des Abends und die LeserInnen dieses Rückblicks Ihre konkreten Ideen oder Visionen mit uns teilen – persönlich, per E-Mail oder auf unserer Webseite, bzw. auf Facebook.

SDG PatIn werden

Wenn Ihnen ein SDG besonders am Herzen liegt, werden Sie Themenpate /Themenpatin für ein nachhaltiges Entwicklungsziel. Sie müssen dazu nicht ExpertIn oder WeltmeisterIn sein. Es reicht, wenn Sie zeigen wollen, dass Ihnen ein Thema besonders wichtig ist und wie Sie sich in Ihrem ganz persönlichen Umfeld dafür einsetzen. Gerne können Sie auch mehrere oder alle Ziele wählen.

Linkliste – zum Weiterlesen und -lernen

Für weitergehende Informationen haben wir eine kleine Linkliste zusammengestellt. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern und Nachlesen.

TEML – Technisches Eisenbahn Museum Lieboch

Unsere Gastgeber des Abends waren die Steirischen Eisenbahnfreunde. Sie haben uns das TEML (Technisches Eisenbahnmuseum Lieboch) zur Verfügung gestellt. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich. Obmannstellvertreter Herr Johann Gressenberger durften wir bei uns begrüßen. Hier geht es zu den Eisenbahnfreunden und dem TEML: http://www.stef.at/index.php/museum/lieboch

Diskurs – das hin- und hergehende Gespräch zu einem gesellschaftlichen Thema

Wir haben bewusst zum Diskurs und nicht zur Diskussion eingeladen. Die beste Erklärung für die Unterscheidung haben wir bei dem gebürtigen Liebocher, Mediator, Coach und Trainer Bernhard Possert, in dem Beitrag „4D – Kommunikation in 4 Dimensionen“ auf Seite 4 gefunden. http://www.possert.at/data/4-d/4-D_debatte_diskussion_diskurs_dialog.pdf

Beitrag des Verkehrs zum Klimawandel

Das Factsheet des WWF zum Einfluss des Verkehrs auf den Klimawandel finden Sie hier: https://www.wwf.at/de/view/files/download/showDownload/?tool=12&feld=download&sprach_connect=1827

Solartaxi – der Film

Mehr zum Filmprojekt „Solartaxi – mit der Kraft der Sonne um die Welt“ erfahren Sie auf Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Solartaxi. Technische und organisatorische Details zum Projekt und zur Reise mit dem Solartaxi um die Welt erfahren Sie im Projektblog, http://www.solartaxi.com/blog/ .

Gerne können Sie den Filmbei uns im Büro, für die private Nutzung, entlehnen.

E-Mobilität – lokal und global produziert

Nach- und Bedenkenswertes zu alternativen Mobilitätsformen

Mobilitätsförderungen der Marktgemeinde Lieboch